Bluebrixx 103252 – S-Bahn BR 423 (Teil 1)

Header BlueBrixx S-Bahn ET 423 Teil 1

Die S-Bahn ET 423, das Objekt meiner Hassliebe. Viele Stunden hab ich dort verbracht in den verschiedensten Momenten meines Lebens. Diesmal hat mir das Frankensteins Klemmbaustein Museum bei Nürnberg das Set als Leihgabe zum Aufbau überlassen. BlueBrixx bei mir? Zeit wirds! Z’ruggbleim (Zurückbleiben bitte).

Bluebrixx – ET 423-Artikelreihe:

Teil 1: Vorstellung, Unboxing und Anleitung

Teil 2: Review

[Obacht, enthält auch böse Werbung!]

Z’ruggbleim! ist Münchner Dialekt für den Ausruf bei den alten S-Bahnen, wenn der S-Bahn-Zugführer durchs Mikro die Leute am Bahnsteig dazu aufrief, eben vom Zug zurückzubleiben. Damit die Türen geschlossen werden konnten. Manchmal konnte man sogar deftige Schimpfworte hören, wenn der Zugführer schlechte Laune hatte oder Fahrgäste nicht so den Regeln gefolgt sind (Beispiele:“Kruzefix, i hob gsogt z’ruggbleim! Lassds de sch..ß Dian zua! Schleichts eich endlich weg vo de Dian! Bitte Z’ruggbleim.“). Neigt doch der Münchner mit Herz zum Granteln, gehört zum Lokalkolorit dazu.

Dezember 2000 wars soweit, die neue S-Bahn kam mit der weiblichen Stimme in akzentfreiem Hochdeutsch aus dem Off. Aus damit die genuschelten Ansagen der Zugführer, endlich S-Bahnfahren mit Klimaanlage (Wenn sie nicht ausgefallen ist), das neue Jahrtausend ist in München endlich angekommen.

2001. Genau so hatte ich ET 423 damals am Hauptbahnhof München im Untergeschoss in Erinnerung.

Ich war mitten in meiner Adoleszenz und gerade frisch in der Ausbildung, wie München die neue S-Bahn bekam. An die erste Fahrt erinnere ich mich heute noch: Unbequem – aber modern!

Sie hatte aber auch eine andere Neuheit: Man konnte den kompletten Zug durchgehen von Wagen zu Wagen. ET 420 hatte einzelne Wägen, die getrennt waren. Für pfiffige Schwarzfahrer oder deren Kontrolleure in München war es Fluch und Segen zugleich.

Was wirklich ein Grund zum Fluchen war: Wenn die Klimaanlage im Hochsommer zur Stoßzeit ausgefallen war. Da man im Gegensatz zum Vorgänger-Modell keine Fenster oder Türen während der Fahrt öffnen kann (Ja, man konnte bei der alten S-Bahn die Türen während der Fahrt öffnen – Stichwort: S-Bahn-Surfen), ist man bei der 423er zum Schwitzen oder gar Hitzekollaps verdammt.

Geschichte der Baureihe ET 423

Korrekt, Geschichtsunterricht mal wieder. Zuvor aber eine Erklärung, was ET und BR ist:

Ich bleib jetzt bei ET 423. Vor der 423 war die ET 420 (Vierzwanziger), die seit der Einführung der S-Bahn in München im Jahre 1972 zu den olympischen Sommerspielen im Einsatz war. Mit den 1990er Jahren war damit die 420 bereits um die zwanzig Jahre im Einsatz und sie war einfach trotz Modernisierung Anfang der 1990er ein Relikt bundesrepublikanischer Zeit der Bundesbahn. Keine Klima, keine modernen Fahranzeigen, abgerocktes Design und vor allem die lange Dienstzeit hat eben das damalige Bundesbahn-Zentralamt (später nach der Privatisierung Eisenbahn-Bundesamt) dazu bewogen, neues Material anzuschaffen. Ende 1994 hat die Deutsche Bahn zusammen mit ABB Henschel (später Adtranz) und LHB (später Alstom) ein Konsortium gebildet zur Lieferung von 100 Triebzügen. Am Ende warens 1999 insgesamt 300 Triebzüge zur ET 423. Wenn man es ganz genau nimmt mit der weiteren Nachlieferung und Modernisierung der 423 kommt man auf 462 Stück (Bundesweit).

Schnitzel_bank – CC BY-ND 2.0
Schnitzel_bank – CC BY-ND 2.0 | Mit Werbebeklebung für 20 Jahre Bayern-Ticket.

Wie schon erwähnt, seit dem 10. Dezember 2000 ist die hier erwähnte S-Bahn in München planmäßig im Einsatz. Die Umstellung erfolgte schrittweise, wobei immer ganze Linien auf den Nachfolger der 420 über Nacht umgestellt wurden. Seit dem 21. Juni 2003 ist das komplette Streckennetz der S-Bahn München umgestellt worden auf die neue ET 423.

Und wers ganz genau wissen will, der möge bitte die Wikipedia konsultieren oder andere einschlägige Seiten von Eisenbahnfreunden (wie die der Interessengemeinschaft S-Bahn München).

Frankensteins? Museum? Leihgabe?

Richtig gelesen. Dominik vom Frankensteins hat ebenfalls via Noppensteinwelt um Hilfe für den Aufbau von fünf Sets gebeten, die dann auf die Admins und Moderatoren aufgeteilt wurden. Die Prämisse war, die Sets aufzubauen und dann bis zum 31. Juli 2021 bei Frankensteins abzugeben. Dazu werde ich auch am 31. Juli 2021 beim Pre-Opening vor Ort sein.

Für die, dies nicht wissen, der Laden Frankensteins existiert so nicht mehr in der Art, an dessen Stelle entsteht ein paar Kilometer weiter ein Klemmbaustein-Museum in Eckental bei Nürnberg für alle Marken, Hersteller und Größen. Stay tuned, da folgt demnächst mehr zu dem Thema Frankensteins Klemmbaustein Museum (Kurz Museum hier im Artikel).

Office goes Museum!
Office goes Museum!

Mir wurde neben der S-Bahn von BlueBrixx außerdem noch der Müllseitenlader von Xingbao (Review hier) zugeteilt zum Aufbau, wobei ich die S-Bahn selbst gewünscht habe. Hintergrund ist der, dass ich bis auf Züge von Duplo noch nie ein einziges Bahnset zusammengeklemmt habe. Novum! Warum dann nicht gleich mit einem fast Eineinhalbtausender loslegen? BlueBrixx bewarb es im März 2021 auf YouTube mit über 1,30 m Länge (Klick)

Laut Bluebrixx kann das Set Kurven mit Radius 40° und 56° befahren und auch ohne Probleme Weichen nutzen, die Spezialität des Sets sind die Jakobs-Drehgestelle. Es lässt sich mit den gängigen Motorisierungen (Lego oder auch andere Systeme) umbauen und steuern.

Der Designer

Nicht immer veröffentlichen Hersteller/Marken ihre Designer hinter dem Set. BlueBrixx erwähnt den Namen Alex, welcher nicht mit Alex von Custombricks verwechselt werden darf. Alex ist auch bekannt unter dem Namen Orion Pax oder mit seinem echten Namen Alexander Jones und veröffentlicht seit vielen Jahren eigene Designs im Internet. Diese sind zu finden unter seiner eigenen Webseite orionpax.de und unter orionpax.net sind seine Anleitungen auch käuflich zu erwerben (natürlich nicht die, die bei Bluebrixx veröffentlicht wurden). Aktuell kann man ihn auch auf Instagram verfolgen unter orionpaxone oder flickr, auf Rebrickable sind leider keiner seiner Designs als Anleitung zu erwerben.

© Alex Jones (Orion Pax)
© Alex Jones (Orion Pax)

Ein interessantes Interview aus dem Jahre 2014 mit ihm auf intro.de ist hier nachzulesen (Klick), er ist durchaus als ein langjähriger Teilnehmer der MOC-Designer-Szene bekannt und genießt auch eine gewisse Prominenz. Er war auch 2018 als Casting-Juror bei den Lego Masters sowie 2020 bei den Lego Masters als Teilnehmer dabei.

Der Kontakt mit Alex war sehr freundlich, kameradschaftlich und herzlich. Leider konnte Alex keine Details im Zusammenhang mit BlueBrixx mitteilen oder zu weiteren Bahn-Projekten Auskünfte erteilen. Möglicherweise hängt es mit einer Verschwiegenheitserklärung zusammen, wozu er keine Information erteilen darf.

Eine Sache aber noch: Man darf mit weiteren von ihm designten Sets rechnen. Der Mann ist Vollprofi und alles andere aus der Welt. Haltet die Augen offen!

Unboxing

BlueBrixx ist nicht gerade bekannt für die schönste Verpackung der Welt. Zweckmäßig? Von mir aus. Als alter Kartonsammler hebe ich mir diesen Karton absichtlich nicht auf, er wird meine Umverpackung für den Rücktransport der zusammengebauten S-Bahn nach Nürnberg ins Museum werden. Karton mit Abmessung 48×10×32 cm, falls ihr es genau wissen wollt.

Erleichtert wird die Öffnung dadurch, dass die Seiten jeweils nur mit zwei Klebebandstreifen verschlossen wurden. Ganze 30 Tüten oder Sackerl ergießen sich aus dem Karton, die nicht nummeriert sind oder dergleichen. Viel Luft ist nicht drin, immerhin ist es keine Mogelpackung und man bestellt keine Flörsheimer Luft mit. Fünf bis sechs Zentimeter Platz wär noch drin gewesen, Chinesen hätten sicherlich noch mehr rausgeholt für den Versand.

Was wirklich ein Grund zur Freude war: Grobe Vorsortierung. Es liegt zwar keine Bauabschnittsortierung vor, aber das meiste wurde annähernd vorsortiert. Also keine Shantou-Sortierung im Set, was mir immerhin knapp eine Stunde Sortierarbeit erspart hat. Da wäre ich bei über 1.400 Teilen einige Zeit beschäftigt damit gewesen.

Mit 30 Gefäßen geht die Party los!
Mit 30 Gefäßen geht die Party los!

Das wars mit dem Unboxing. No hard feelings!

Anleitung

BlueBrixx ist bekannt für seine Anleitungen als digitale Version im PDF-Dateiformat. Bevor gleich so manchen Zeitgenossen der Hut in den Nacken rutscht und mit hochroten Kopf geschimpft wird wie ein Rohrspatz – es hat seine Vor- und Nachteile zugleich, wie so vieles im Leben. Anfangs war ich nämlich einer von denen, die nur geschimpft haben auf digitale Anleitungen.

Eine digitale Anleitung kann zu einem niedrigeren Preis führen (wenn der Hersteller/Markeninhaber den Preisvorteil weitergibt), da der Aufwand fürs Drucken und Verpacken wegfällt. Aber vielen fehlt das Haptische, das Blättern in der Anleitung, die Zusatzinfo und manchmal auch die Darstellung der Spielmöglichkeiten. Gehört es doch vor allem bei hochwertigeren Sets dazu, in einer aufwendig erstellten Anleitung herumzublättern, hier sei vor allem Keeppley, Cada und Lego erwähnt. Auch auch Xingbao bei manchen Sets.

Fällt hier alles weg, alles läuft unter der Prämisse:“No Frills“ (Kein Schnickschnack). Kann man mögen, muss man aber nicht. Ein weiterer Vorteil der PDF-Anleitung ist die schnelle Änderung durch den Setveröffentlicher bei Fehlern, was vor allem bei jungen Marken/Herstellern, die mit MOC-Designs arbeiten von Vorteil ist. Und Fehler gibt es, dazu aber später mehr unter Besonderheiten im Bau.

Die Anleitung kann man auch ohne das Set beziehen, Klaus Kiunke selbst von BlueBrixx hat im Jahre 2019 in einer seiner Videos mitgeteilt, dass jeder die Sets von BlueBrixx nachbauen darf aus jeglichen Steinen. Um in den Genuß der Anleitung zu kommen muss man sich bei Bluebrixx.de registrieren und mit seinem User sich dort anmelden.

Kein Login - keine Anleitung.
Kein Login – keine Anleitung.

Nach erfolgreicher Anmeldung sucht man sich im Shop den gewünschten Artikel (hier die S-Bahn) und klickt dann auf das grüne Feld „Herunterladen“. Somit seid ihr dann stolzer Besitzer eine Bauanleitung für eine moderne S-Bahn der Deutschen Bahn AG.

Ich würd euch gern Screenshots zeigen, allerdings schlaf ich nachts gern ruhig und poste daher keine Bilder von der Anleitung. Ansonsten bei Interesse einfach anmelden und runterladen – dann könnt ihr euch selbst ein Bild machen.

Ansonsten, ich lass mal die harten Fakten sprechen:

Zusammenfassung der Bauanleitung:

  • 93 Seiten (effektiv 90 Seiten, 2 Seite Teileinventar, 1 Seite Deckblatt)
  • Format 29,7 × 21 cm pro Seite (DIN A4)
  • 170 Bauschritte
  • Keine Bauabschnitte
  • Farbabbildung
  • Rote Pfeile verdeutlichen das Drehen des Baustücks
  • Teile für den Bauschritt sind neben der Bauschrittnummer
  • Blaue Umrahmung zeigt die zu verbauenden Teile an
  • Keine Ausgrauung/Farbentsättigung der Teile vorhergehender Bauschritte

Dieses Set hat neun Farben im Einsatz:

  • Schwarz
  • Dark Bluish Gray
  • Light Bluish Gray
  • Weiß
  • Rot
  • Gelb
  • Blau (30 Sitze – kein blauer Stein dabei)
  • Transblack
  • Transclear

Minifigur(en) gibts keine und…

Das Set enthält keine Sticker.

Soweit mal der erste Teil der S-Bahn. Damit das nicht ein riesiger Kaventsmann von Artikel wird, habe ich mir erlaubt, den Artikel zu teilen. Ich hoffe, dass ihr schon mal gespannt seid auf den letzten Teil (Besonderheit im Bau, Steinequalität und Fazit). Zum jetzigen Zeitpunkt hab ich nämlich die S-Bahn noch nicht fertig gebaut. Gerade wo ich diese Zeiten vorhin geschrieben habe, hatte ich per Paketbote die Gleise vom Steinchenshop erhalten für eine bessere Darstellung (und Rolltest!) der Züge.

Wann kommt das nächste Review? Kann nicht lang dauern, die Schienen sind schon da.
Wann kommt das nächste Review? Kann nicht lang dauern, die Schienen sind schon da.

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Bluebrixx – ET 423-Artikelreihe:

Teil 1: Vorstellung, Unboxing und Anleitung

Teil 2: Review

Autor: Alfonso

Enddreißiger, Familienvater, Klemmbausteinsüchtling. Schrieb früher für justbricks.de und ist auch als Moderator auf Noppensteinwelt.de unterwegs.

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